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Schutzlos...

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Herzlichen Glückwunsch, liebe Eidgenossen, zum mit Abstand langweiligstem Tatort seit Langem! "Schutzlos" waren gestern nur der Zuschauer...

Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn eine Figur mit "exzentrischen" Eigenschaften aufgeladen werden muss: Nicht nur, dass der rührige Kommissar Flückiger auf einem Segelboot lebt - jetzt muss er auch noch mit Halluzinationen kämpfen, die in ihrer wenig einfallsreichen Umsetzung an die Edgar-Wallace-Filme aus den 60ern erinnern. Der Sinn des Ganzen: keiner. Außer natürlich der beliebteste Krimi-Message seit Bestehen des Genres: der einsame, überarbeitete Wolf im Kampf gegen die Welt, seinen vertrottelten Vorgesetzten und sein verkorkstes Leben. Gähn.

Die andere Sinnfrage stellt sich beim Sujet: Regelmäßig versucht sich der Tatort ja an "gesellschaftspolitischen Themen", Flüchtlingsschicksale sind da sehr beliebt. Aber warum müssen dabei die Ermittler immer agieren, als ob ihnen gerade die komplette Familie weggestorben wäre – von der sie bis dahin noch nichts gewusst hatten? Wie Neugeborene tappen sie in die Welt des Nachbardezernats und erfahren die bittere Wahrheit, die durch ein bisschen Zeitungslesen schon erfahrbar gewesen wäre.

Dieser hilflose moralische Zeigefinger hat noch einen anderen, sehr viel schlimmeren Nebeneffekt: Gegen diese holzschnittartigen Figurenzeichnungen, die immer dann Verwendung finden, wenn sich Fernsehunterhaltung einen "Missstand" vorknöpft, ist die Commedia dell'Arte ein wahres Charakterdrama: die dealenden Nigerianer, der frauenschlagende Waffenhändler, der herzlose Typ von der Einwanderungsbehörde...

Und am Ende darf natürlich eins nicht fehlen: Der Hinweis darauf, dass sich auch durch den heroischen Einsatz der Beamten nichts ändert an der bösen Welt. Eine klare Drohung – ans Publikum. (flo)

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